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Public Affairs in Zeiten beschleunigter Politik ‒ Höhere Anforderungen, schnelleres Handeln

  • Vanessa Haumberger & Boris Binkowska, Gauly Advisors
  • 8. Apr.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen


Vanessa Haumberger ist Managing Partner und Leiterin des Brüsseler Büros von Gauly Advisors. Sie berät Kunden in Public Affairs und Government Relations auf EU-, Bundes- und Landesebene, mit einem besonderen Fokus auf regulatorische Themen im Bereich Mobilität, Nachhaltigkeit / ESG sowie in Sondersituationen. Als Expertin für Kommunikation, Public Affairs und Networking war sie fast 20 Jahre lang in verschiedenen Funktionen für den Flughafen München tätig, zuletzt als Leiterin der Abteilung Politik und Region sowie als stellvertretende Leiterin der Abteilung Kommunikation.



Boris Binkowska ist Managing Director bei Gauly Advisors. Er berät Mandanten in Public Affairs, Government Relations sowie M&A-, Restrukturierungs- und Krisenkommunikation. Er arbeitete viele Jahre als Berater in der Politik. Zuletzt war er für die strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Parteivorsitzenden und Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, zuständig. Zudem war er in der sicherheitspolitischen Strategieentwicklung im Bundesministerium der Verteidigung tätig. Davor war der Reserveoffizier wissenschaftlicher Referent in der CDU-Bundesgeschäftsstelle.




Die Weltordnung befindet sich im Umbruch. Eine beispiellose Phase der Ungewissheit und Unvorhersehbarkeit prägt das politische und wirtschaftliche Umfeld. Polykrisen, geopolitische Spannungen und öffentliche Debatten – beschleunigt durch Social Media – treiben politische Entscheidungsträger in einen „Ad-hocismus“, in dem diese zunehmend tagespolitisch (re)agieren. Langfristige Strategien weichen immer häufiger kurzfristigen Entscheidungen. Der politische Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Einfluss ist härter denn je. In einem Umfeld mit unzähligen beweglichen Variablen sind für Unternehmen eine schnelle Reaktionsfähigkeit und eine durchdachte Strategie in der politischen Kommunikation entscheidender denn je. Damit steigen die Anforderungen an Public Affairs erheblich: mehr Fakten, mehr Daten, stärkere Argumente – und das in kürzerer Zeit als je zuvor. Die Themenvielfalt wächst, globale Einflussfaktoren nehmen zu und neue Stakeholder treten auf den Plan. Nur wenn Public Affairs diese Dynamik beherrscht, bleiben Unternehmen handlungsfähig – und können aktiv dazu beitragen, stabilere Rahmenbedingungen für Innovation und Wachstum zu schaffen.



(Kein) Status quo

Politik steht zunehmend unter Druck. Kompromisse – selbst in sachpolitischen Fragen – werden immer öfter Opfer parteitaktischer Manöver und erschweren Nachvollziehbarkeit und Planbarkeit für Unternehmen.

Zentrale Vorhaben wie die sicherheitspolitische Zeitenwende oder die Energiewende schwanken zwischen ambitionierten Plänen und politischer Realität.

Kohleausstieg, Verbrennerverbot, Lieferkettengesetz – was bleibt, was wird von einer neuen Regierung wieder gekippt oder verschoben? In der EU werden Berichtspflichten eingeführt, angepasst oder durch neue Formate ersetzt – wie zuletzt beim Omnibus-Paket zum Bürokratieabbau. Zölle oder Sanktionen werden kurzfristig verhängt – manchmal über Nacht. Gleichzeitig bleibt die geopolitische Lage angespannt, getrieben durch internationale Handelskonflikte mit den USA und China, Krisen im Nahen Osten und den russischen Imperialismus. Zudem werden öffentliche Debatten durch Social Media emotionalisiert und beschleunigt. Politik entfernt sich zusehends von stabilen, langfristigen Vorgaben hin zu individuellen Entscheidungen mit kurzfristigem Nutzen und Fokus auf parteitaktische oder nationale Interessen. In der Folge steigt die Unzufriedenheit in der Bevölkerung: Laut dem aktuellen Edelman Trust Barometer verlieren Politik und Wirtschaft weltweit weiter an Vertrauen, in Deutschland besonders stark. Viele Menschen sind mittlerweile der Ansicht, dass Regierung und Unternehmen ihnen das Leben erschweren.



Regierungen unter Druck: Balanceakt zwischen Pragmatismus und Strategie

International zeigt sich ein bemerkenswerter Trend: Länder wie Frankreich, Österreich, die Niederlande oder Belgien kämpfen mit fragilen Mehrheiten und politischer Blockade. Auch Deutschlands Tradition stabiler Regierungen ist unter Druck. Fragmentierte Wahlergebnisse machen es zunehmend schwieriger, stabile Koalitionen zu bilden. Die beschriebenen Entwicklungen verformen bereits etablierte Strukturen. Lange war der Koalitionsvertrag in Deutschland ein ordnendes Element in der Politik – und gab auch der Wirtschaft Orientierung. Doch das ändert sich: Der Koalitionsvertrag dürfte künftig stärker zum „Rahmenvertrag“ für zentrale Projekte werden, der kontinuierlich aktualisiert wird. Informelle Gremien wie der Koalitionsausschuss dürften an Bedeutung gewinnen und könnten durch neue Steuerungsgremien zwischen den regierenden Parteien institutionalisiert werden. Der Ansatz ist nachvollziehbar. Angesichts grundlegender geopolitischer Verschiebungen und beschleunigter Entwicklungszyklen disruptiver Technologien wie Künstliche Intelligenz sinkt die Halbwertszeit von langfristigen politischen Vereinbarungen. Gleichzeitig birgt ein flexibler Koalitionsvertrag Risiken: Selbst detaillierte Fachthemen können unerwartet zum parteitaktischen Spielball werden, mit potentiellen Auswirkungen auf die gesamte politische Agenda und die Stabilität einer Regierung. Für Unternehmen steigt dadurch die Unsicherheit in der politischen Landschaft.



Wie Unternehmen zuverlässiger Partner der Politik bleiben

Die veränderten Rahmenbedingungen erfordern von Public Affairs Höchstleistung in jeder Disziplin – vom Monitoring über die Positionierung bis hin zum Netzwerk. Ein neues Verständnis von Public Affairs ist in Unternehmen notwendig: daten- und evidenzbasiert, orientiert am gesellschaftlichen Mehrwert, eng angebunden an die Unternehmensführung.


Monitoring: Rekalibrierung von Public Affairs

Public Affairs als unternehmerischer Sensor für politische und gesellschaftliche Entwicklungen muss rekalibriert werden, noch sensibler und breiter aufgestellt als je zuvor. Es reicht nicht mehr aus, nur klassische fachpolitische Themen zu verfolgen. Unvorhersehbare Ereignisse wie sicherheitspolitische Krisen, aber auch gesellschaftspolitische Veränderungen können eine Vielzahl von Politikfeldern massiv beeinflussen, von Lieferketten über Energieversorgung bis hin zur Infrastruktur. Wer diese Wechselwirkungen unterschätzt, riskiert, dass ein vermeintliches Randthema die unternehmerische „license to operate“ bedroht.


Positionierung: Effektives Instrument der unternehmerischen Führungsebene

Hat Public Affairs ein neues Thema identifiziert, müssen die potentiellen Auswirkungen auf das Geschäftsmodell evaluiert werden. Public Affairs wird dabei zur internen Schaltzentrale – im engen Zusammenspiel mit relevanten Geschäftsbereichen und Abteilungen wie Strategie, Recht, Personal oder Nachhaltigkeit. Durch eine interdisziplinäre Evaluierung der wirtschaftlichen Folgen einer Regulierung für den Geschäftsbetrieb lassen sich potentielle finanzielle Auswirkungen frühzeitig in die Unternehmensstrategie einbeziehen.

Wer Public Affairs jedoch nur in Reaktion auf politische und regulatorische Entscheidungen versteht, verschenkt wertvolles Potential. Unternehmen brauchen – gerade in Zeiten der Transformation – eine ganzheitliche Kommunikationsstrategie, die aktiv Themen setzt und Rahmenbedingungen mitgestaltet. Ein Beispiel: Bürokratieabbau wird oft gefordert, doch was bedeutet das konkret? Der Abbau überbordender Vorschriften ist notwendig – doch wer Strukturen wie in den USA einfach radikal kappt, riskiert auch negative Folgen für Unternehmen. Bürokratie sorgt auch für zuverlässige Standards und ein Level Playing Field. Deshalb ist es entscheidend, dass sie sich mit konkreten Vorschlägen und Praxiserfahrungen proaktiv in den Prozess einbringen. Public Affairs muss als strategisches Werkzeug verstanden werden – nicht nur zur Risikominimierung, sondern auch zur Absicherung der Unternehmensstrategie und zur Erschließung neuer Wachstumschancen.


Kommunikation: Ohne klare Position keine politische Relevanz

Die aus der internen Analyse gewonnenen Erkenntnisse müssen anschließend in eine präzise und faktenbasierte externe Positionierung übersetzt werden. Kein Einfluss ohne Inhalt – wer politische Aufmerksamkeit will, muss Substanz liefern. Unternehmerische Positionen müssen nicht nur sachlich fundiert sein, sondern so formuliert werden, dass sie in den politischen Diskurs passen und anschlussfähig sind. Partikularinteressen allein haben im komplexen Politikbetrieb kaum Durchsetzungskraft. Erst durch die Verknüpfung mit einem breiteren gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Interesse wird eine Position wirksam. Ebenso entscheidend ist es, die Konsequenzen klar zu benennen: Was bedeutet politische Untätigkeit in diesem Bereich konkret für Wirtschaft und Gesellschaft? Public Affairs muss diese Folgen greifbar machen – faktenbasiert, nachvollziehbar und strategisch eingebettet.


Netzwerke: Schlüssel zum politischen Einfluss

Die entwickelten Botschaften müssen gezielt in politischen Gremien, öffentlichen Debatten und bei relevanten Stakeholdern platziert werden – sowohl durch direkte Ansprache als auch durch strategische Allianzen mit Verbänden oder Brancheninitiativen. „Third Party Voices“ aus der Wissenschaft oder von anderen Industrien und gesellschaftlichen Akteuren können dem eigenen Anliegen zusätzliche Relevanz und Glaubwürdigkeit verleihen.

Stakeholder und Themen sind dabei nie statisch. In den künftig verkleinerten Deutschen Bundestag ziehen nach der Wahl über 230 neue Abgeordnete sein – mehr als ein Drittel des gesamten Parlaments. Neben den klassischen Entscheidern gewinnen zunehmend Thinktanks und digitale Meinungsführer in Parlamenten an Einfluss. Netzwerke müssen daher kontinuierlich ausgebaut und an die sich wandelnde politische Landschaft angepasst werden. Wer nicht aktiv neue Beziehungen aufbaut, verspielt wertvolle Handlungsspielräume.



Fazit: In dynamischen Zeiten wird Public Affairs zum kritischen Erfolgsfaktor

Die Welt wandelt sich – kaum ein Politikfeld oder eine Industrie bleibt ohne tiefgreifende Veränderungen und grundlegende politische Rahmensetzung. Regulierungen greifen oft kurzfristig in Märkte ein, zwingen Unternehmen zur schnellen Anpassung und verändern Wettbewerbsbedingungen grundlegend. Die Anforderungen an Public Affairs steigen dadurch enorm: Unternehmen müssen nicht nur schneller auf politische Entwicklungen reagieren, sondern auch proaktiv Einfluss nehmen, um Risiken zu minimieren, Chancen zu nutzen und ihre „license to operate“ zu sichern.

Public Affairs muss direkt in die Unternehmensstrategie eingebettet und an die Unternehmensführung angegliedert werden, um langfristig wirksam zu sein.

Die Bundestagswahl hat nicht nur die Karten neu gemischt, sondern stellt einen idealen Zeitpunkt dar, um die eigenen Public-Affairs-Strukturen zu überprüfen, anzupassen und weiterzuentwickeln, um Teil einer Wachstumsagenda zu werden. Wer jetzt nicht strategisch handelt, riskiert, den Anschluss im politischen und damit auch wirtschaftlichen Wettbewerb zu verlieren.



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