„Haltungskommunikation wird weiter themenbestimmend sein“
- Sabine Klisch, Jenoptik
- 2. Mai
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Sabine Klisch verantwortet seit Mitte 2023 die globale Kommunikation und das Marketing beim börsennotierten Photonik-Konzern Jenoptik mit Sitz in Jena, Thüringen. Mit dem Launch der „#BleibOffen“-Kampagne im November 2023 war das Unternehmen eines der ersten, das sich zu demokratischen Grundwerten positioniert hat. Sabine hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Unternehmenskommunikation und dem B2B-Marketing für Technologieunternehmen. Nach ihrem Berufsstart bei IBM und Pixelpark in Deutschland verbrachte sie den Großteil ihrer Karriere in Südafrika, wo sie unter anderem maßgeblich das Wachstum eines Weltmarktführers in der Fahrzeugtelematik bis hin zur Listung an der New Yorker Börse mit vorantrieb. In den letzten Jahren war sie verstärkt im datengetriebenen Marketing für Software-as-a-Service-Unternehmen tätig und baute zuletzt das globale Marketing für das österreichische Start-up MOSTLY AI auf, das Lösungen zur Erzeugung von KI-generierten synthetischen Daten anbietet.
Frau Klisch, bevor Sie im Juli 2023 die Markenkommunikation von Jenoptik übernommen haben, haben Sie das Marketing des auf die Erstellung von KI-generieten synthetischen Daten fokussierten Start-ups MOSTLY AI verantwortet. Welche Erfahrungen haben Sie dort gesammelt, von denen Sie nun bei Jenoptik profitieren?
Sabine Klisch: Arbeiten in einem Start-up – etwas von nahezu null aufzubauen – erfordert viel Flexibilität und Durchhaltevermögen. Es ist ganz normal, dass Dinge nicht auf Anhieb funktionieren und man es ein zweites oder drittes Mal versuchen muss. Die berühmte Fehlerkultur. Darüber hinaus steht das Machen im Mittelpunkt, auch die Fähigkeit zu improvisieren, sich sehr schnell auf Veränderungen und neue Anforderungen einzustellen. Und im Neuen die Chancen zu sehen, nicht nur die Risiken. Das sind alles Erfahrungen und Eigenschaften, die ich bei Jenoptik einbringe. Natürlich hatte ich auch die Möglichkeit, viel über generative KI und ihre Möglichkeiten zu lernen. Zu einem Zeitpunkt, als es ChatGPT noch nicht gab.
Darüber hinaus arbeite ich nun in der Kommunikation und dem Marketing für Technologieunternehmen seit über 25 Jahren – ein Bereich, der schon immer sehr schnellen Veränderungen ausgesetzt war. Das prägt, und davon profitieren meine Arbeit und mein Umfeld besonders.
Wie würden Sie die Markenidentität von Jenoptik beschreiben, und wie spiegelt sich diese in Ihrer Kommunikationsstrategie wider?
Als Unternehmen mit ostdeutschen Wurzeln haben Sie sich im Vorfeld der Landtagswahlen mit der Initiative #BleibOffen für Offenheit, Toleranz und Diversität eingesetzt. Was waren wesentliche Bestandteile der Initiative?
Welche Reaktionen haben Sie sowohl intern als auch extern erhalten?
Sabine Klisch: Zu diesem Zeitpunkt – Ende 2023 – waren wir eines der ersten Unternehmen in Deutschland, die sich mit einer klaren Haltung positioniert haben. Von Anfang an hatten wir gehofft, dass sich andere Firmen und Organisationen anschließen würden. Das ist auf vielfältige Art und Weise passiert. Das Thema Haltungskommunikation ist im Moment eines der meistdiskutierten in der Branche.
Als Unternehmen haben wir sehr viel positives Feedback bekommen – intern und extern. Wir wussten, dass wir ein „heißes“ Thema adressieren, aber wir waren vom Umfang der externen Aufmerksamkeit dann doch überrascht. Da hatten wir einen Nerv getroffen. Hinzu kam, dass wir als erfolgreiches, börsennotiertes ostdeutsches Unternehmen unseren Hauptsitz in Thüringen und noch dazu auch einen ostdeutschen CEO haben. Das gab und gibt unserem Tun ein anderes Niveau an Glaubwürdigkeit, wenn wir uns zu standortpolitischen Aspekten äußern.
Natürlich gab es auch negative Stimmen – intern und extern. Sie waren aber deutlich in der Minderheit. Mitarbeitende, die der Kampagne nicht zugestimmt haben, haben es zum Beispiel über unser Intranet oder auch in direkter Kommunikation mit unserem CEO adressiert. Extern waren es im Wesentlichen E-Mails, in denen Menschen ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht haben.

Wie blicken Sie rückwirkend auf die Initiative?
Welche Trends in der Unternehmenskommunikation halten Sie im kommenden Jahr für besonders wichtig?
Die Fragen stellte Gregor Vischer.