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Marion Schrod-Heine, Senior Partnership und Event Managerin, F.A.Z. Institut

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,,Was bleibt, ist die Unternehmensmarke“

  • Carsten Tilger, Henkel
  • 4. Apr.
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Okt.


Carsten Tilger leitet als Senior Vice President seit 2010 die Unternehmenskommunikation & Public Affairs von Henkel in Düsseldorf und verantwortet die weltweite externe und interne Kommunikation, das Reputationsmanagement sowie die Positionierung der Konzernmarke. In dieser Funktion berät er den Vorstand und die Aufsichtsratsvorsitzende in allen Fragen der strategischen Kommunikation. Nach seinem Abschluss als Diplom Volkswirt absolvierte er von 1995 an sein journalistisches Volontariat an der Henri Nannen-Schule in Hamburg. Seinen Berufsweg begann er 1997 als Pressesprecher für Finanz- und Wirtschaftspresse bei der Hoechst AG. Er begleitete die Fusion zur Aventis SA und übernahm von 2000 an die Leitung der globalen Media Relations des neu entstandenen Unternehmens in Straßburg, Frankreich, bevor er 2003 zum Global Head of Corporate Communications & Public Affairs ernannt wurde. Von 2006 bis 2010 war er bei der Syngenta AG in Basel, Schweiz, in gleicher Funktion tätig.



Herr Tilger, Henkel ist sowohl im Konsumgüterbereich als auch in der Industrie mit Klebstoffen tätig. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Kommunikationsabteilung den unterschiedlichen Anforderungen dieser vielfältigen Geschäftsbereiche gerecht wird und gleichzeitig eine kohärente Markenidentität für Henkel als Ganzes vermittelt?

Carsten Tilger: Das ist richtig, wir kombinieren Konsumenten- und Industriegeschäft, sind Dax-Gründungsmitglied, haben aber zugleich die Familie Henkel als Hauptaktionär. Wir sind ein Konzern mit starken Wurzeln in Deutschland und haben andererseits ein sehr internationales Geschäft mit einer Belegschaft rund um die Welt. Genau diese Vielfalt und Spannungsfelder machen Henkel aus. Sie bringen aber auch Herausforderungen für die Kommunikation mit sich, weil die Henkel-Marke all das unter einem Dach vereinen muss. Das erfordert eine durchdachte Positionierungsstrategie, die einen klaren Rahmen vorgibt, aber auch genügend Flexibilität für die starken, eigenständigen Produktmarken bietet. Einige davon setzen auf eine Verbindung zur Konzernmarke, andere hingegen setzen berechtigterweise auf eine völlig eigen ständige Positionierung.

Braucht man da überhaupt eine Konzern marke als Dach?

Carsten Tilger: Ja, es gibt gute Gründe für eine starke Konzernmarke wie Henkel. Henkel wird im nächsten Jahr 150 Jahre alt. In dieser Zeit sind viele Marken und Geschäfte gekommen und gegangen. Was bleibt, ist die Unternehmensmarke. Wir agieren heute – wie alle internationalen Konzerne – in einem hoch volatilen Umfeld. Gerade in solchen Zeiten hat eine Konzernmarke ganz entscheidende Funktionen: Sie schafft Verbindung, bietet Orientierung, ermöglicht Differenzierung und vermittelt Haltung. Die Grundlage dafür bildet unser Unternehmenspurpose „Pioneers at heart for the good of generations“. Damit drücken wir den Anspruch aus, den Pioniergeist des Firmengründers in die Zukunft zu tragen und mit Produkten und Technologien das Leben der Menschen zu bereichern – heute und für kommende Generationen. Das zeigt schon: Eine Unternehmensmarke ist viel mehr als das Corporate Design, auf das sie fälschlicherweise manchmal reduziert wird. Sie lebt von der inhaltlichen Aufladung, von Taten statt Worten. Ein modernes und gleichzeitig flexibles Henkel-Design gehört natürlich dazu – ebenso wie das unverwechselbare Logo, das seit mehr als 100 Jahren für Henkel steht.

Wie messen Sie den Erfolg dieser Markenstrategie?

Carsten Tilger: Unsere strategischen Priori täten und Kernthemen haben wir in einem „Message House“ gebündelt – ein Konzept, das sich wie ein Haus gliedert: Das Dach bilden unser Purpose und die Unternehmensstrategie, darunter folgen zentrale Prioritäten wie zum Beispiel Innovation, Nachhaltigkeit oder Unternehmenskultur. Diese wiederum brechen wir auf Jahresbasis auf konkrete Fokusthemen wie Klimaschutz oder Künstliche Intelligenz runter. Zudem definieren wir, welche Themen für welche Zielgruppen besonders relevant sind, und steuern sie dann gezielt über alle internen und externen Kanäle, und das weltweit. Diesen letzten Punkt möchte ich betonen: Das ist nicht nur ein Prozess für das Team in der Konzernzentrale oder hier in Deutschland. Wir haben das global ausgerollt und es wird von allen Teams weltweit genutzt. Das Message House dient zugleich als Grundlage für unsere Erfolgs- und Reputationsmessung über alle Kanäle hinweg. Output und Outcome werden in Echt zeit in einem zentralen Kommunikations- Dashboard abgebildet. Ergänzend nutzen wir qualitative und quantitative Medienanalysen sowie Social Media Listening. Gemeinsam mit externen Partnern erheben wir zudem kontinuierlich die Effekte auf die Wahrnehmung des Unternehmens, um unsere Reputation in Echtzeit zu messen. Auch diese Daten fließen hier ein. Die Herausforderung – und zugleich der Schlüssel zum Erfolg – liegt darin, diese Daten intelligent zu verknüpfen und daraus die richtigen strategischen Maßnahmen abzuleiten. Hier befinden wir uns in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess, den wir durch digitale Trainings- und Weiterbildungsangebote in unserer internen Lernplattform, dem CC Campus, unterstützen.

Welche wesentlichen Änderungen haben Sie in letzter Zeit in der Struktur der Kommunikationsabteilung vorgenommen, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen?

Carsten Tilger: Unsere Kommunikationsabteilung entwickelt sich kontinuierlich weiter – sei es in unserer Arbeitsweise, unseren Kompetenzen oder mit Blick auf die eingesetzten Tools. Ich bin kein Freund davon, die Organisationsstruktur alle paar Jahre grundlegend neu aufzustellen. So haben wir die Welle von „Newsroom“-Konzepten vor einigen Jahren nicht mitgemacht. Ich setze lieber auf kontinuierliche Optimierung: Wir verbessern unsere Prozesse, stärken die Zusammenarbeit zum Beispiel durch crossfunktionale Projekte und Teams und bauen gezielt die Fähigkeiten auf, die für die wachsende Komplexität der Kommunikation erforderlich sind. Diese Entwicklung führt organisch zu Anpassungen in den Teams und Strukturen – immer mit dem Ziel, noch effektiver zu werden und wirkungsvoller zu agieren.

Ihre Kommunikationsabteilung bei Henkel hat das Mission Statement „We build and protect the reputation of the company“. Gleichzeitig verfügt Henkel über starke Produktmarken, die von eigenen Brandmanagern kommunikativ geführt werden. Wie gestalten Sie die Abstimmung zwischen Ihrer Abteilung und den Markenverantwortlichen, um eine einheitliche Kommunikationslinie zu gewährleisten?

Carsten Tilger: Henkel ist ein Markenartikelkonzern. Das gilt für die Konsumgüter ebenso wie für das Industriegeschäft. Unsere Marken sind unsere Stars und die Grundlage unseres Erfolges. Sie sind insbesondere für unsere Konsumenten, aber auch für unsere Industriekunden hochrelevant und wichtiger als die Konzernmarke, die dahintersteht. Die Produktkommunikation folgt daher der spezifischen Positionierung und Identität der jeweiligen Produktmarke. Das liegt klar in der Verantwortung des Marketings im jeweiligen Unternehmensbereich. Während die Produktkommunikation vor allem auf Endverbraucher ausgerichtet ist, adressieren wir in der Unternehmenskommunikation verschiedene Stakeholdergruppen wie Mitarbeitende, Investoren, Medien, politische Entscheidungsträger, NGOs und Verbände. Die Konzernmarke Henkel spielt aber auch für unsere Geschäftskunden und Partner in Industrie und Handel eine Rolle – sie schaff t Vertrauen, bietet Orientierung und unterstreicht unsere Innovations- und Nachhaltigkeitsagenda. Unsere zentrale Rolle in der Unternehmenskommunikation ist es, die Marke Henkel zu schützen, zu stärken und weiterzuentwickeln. Dafür fokussieren wir uns auf über geordnete strategische Themen wie Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung. Natürlich sind diese auch für die einzelnen Produktmarken relevant, insbesondere das Thema Nachhaltigkeit. Das sind aber zu nächst recht abstrakte Begriff e. Daher nutzen wir auch die Produktmarken, um diese Themen aufzubereiten. Damit all das konsistent erfolgt, stimmen wir uns natürlich eng mit den Marketingteams ab. Genauso kommen die Kollegen aus der Produktkommunikation auf uns zu, falls es ein kritisches Thema bei einer Produktmarke gibt, das Potential haben könnte, auch die Konzernmarke Henkel zu beeinflussen.

Wie nutzen die Produktmarken Henkel für ihre Kommunikation?

Carsten Tilger: Das hängt von der jeweiligen Marke und Zielgruppe ab. Ein Beispiel ist unsere Haarpflegemarke Schwarzkopf. Hier spielt Henkel als Absender und „Endorser Brand“ keine Rolle, da dies für die Endverbraucher keinen zusätzlichen Mehr wert bieten würde oder diese sogar verwirren würde, denn schließlich steht Henkel gerade hier in Deutschland ja vor allem für Wasch- und Reinigungsmittel. Denn in diesem Bereich nutzen wir Henkel  auch viel stärker: Viele unserer Marken, allen voran Persil, treten bewusst mit Henkel als Absender auf, um das Vertrauen in die Qualität und Leistung unserer Produkte zu stärken.

Nachhaltigkeitskommunikation gehört zu den herausforderndsten Feldern der Unternehmenskommunikation. Das Thema ist hochkomplex, oft emotional aufgeladen und in der öffentlichen Debatte allgegenwärtig.

Auch im Industriegeschäft ist der Bezug zu Henkel oft ein entscheidender Faktor. Unsere globale Präsenz, technologische Kompetenz und Verlässlichkeit, die mit Henkel assoziiert werden, stärken bei unseren Kunden in der Industrie Glaubwürdigkeit und die Kundenbindung.

Henkel setzt verstärkt auf eigene Kommunikationskanäle wie Social Media, Podcasts und hauseigene Publikationen. Wie groß ist Ihr Team, das diese Inhalte erstellt und betreut, und welche Reichweite erzielen Sie damit?

Carsten Tilger: Zunächst einmal haben wir vor mehr als zehn Jahren Unternehmenskommunikation und Public Affairs in einer Organisation zusammengeführt. Das hat sich als sehr gut erwiesen. Unser globales Team umfasst mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen, etwa die Hälfte davon arbeitet in unserer Zentrale in Düsseldorf, die andere Hälfte verteilt sich auf die drei großen Regionen Nord- und Südamerika, Europa/ Naher Osten/ Afrika sowie Asien Pazifik. In der Zentrale haben wir jeweils ein Team für externe und interne Kommunikation, die aber themen- und projektbezogen sehr eng zusammenarbeiten, auch gestützt durch eine integrierte Themenplanung und Content-Management. Zudem gibt es ein eigenes Team für digitale Plattformen und  Experience sowie ein Team für das Corporate Brand Management und Strategie. Die Frage nach der Reichweite lässt sich nicht pauschal beantworten – zumal ein wesentlicher Teil unserer Arbeit in strategischer Planung und Beratung liegt. Das simple Zusammenzählen von Plattformreichweiten wäre wenig aussagekräftig.

Henkel wurde im letzten Jahr von Cision und vom F.A.Z. Institut mit dem Sustainable Future Award für seine glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation ausgezeichnet. Was sind Ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Aspekte, die Unternehmen bei der Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen beachten sollten, um Glaubwürdigkeit und Transparenz zu gewährleisten?

Carsten Tilger: Wir wissen, dass Nachhaltigkeit für viele unserer Stakeholdergruppen wichtig ist – von Mitarbeitenden über Kunden und Verbraucher bis hin zur Politik. Deshalb richten wir unsere Kommunikation konsequent an unserer Nachhaltigkeitsstrategie aus und vermitteln kontinuierlich und faktenbasiert, welche Ziele wir verfolgen und welche Fortschritte wir erzielen. Für uns ging es nie um „Greenwashing“ oder „grünes Marketing“. Nachhaltigkeit hat für ein Unternehmen mit einer starken Tradition als Familienunternehmen und fast 150 Jahren erfolgreicher Geschichte eine ganz besondere Bedeutung. Richtig ist auch: Nachhaltigkeitskommunikation gehört zu den herausforderndsten Feldern der Unternehmenskommunikation. Das Thema ist hochkomplex, oft emotional aufgeladen und in der öffentlichen Debatte allgegenwärtig. Wir sehen ja aktuell, wie das Thema „politisiert“ wird. Zudem stehen gerade Unternehmen häufig unter kritischer Beobachtung durch verschiedene Stakeholdergruppen. Umso wichtiger ist es, dass Nachhaltigkeitskommunikation fundiert, strategisch durchdacht und eng mit den Fachabteilungen abgestimmt ist. Drei Faktoren sind dabei entscheidend: Konstanz, Transparenz und langfristiges Engagement. Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch konsequentes Handeln über Jahre hinweg. Unsere führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit basiert darauf, dass wir ambitionierte Ziele setzen und diese Schritt für Schritt entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben.

In der Begründung wurde besonders die Einführung einer achtwöchigen Elternzeit für alle Mitarbeitenden weltweit als Schritt für soziale Nachhaltigkeit besonders her vorgehoben. Die Maßnahme wurde zu Beginn des Jahres 2024 eingeführt und hat zu einer starken medialen Resonanz geführt. Wie stark wurde dieses Angebot bis her von Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit in Anspruch genommen, und wie halten Sie das Thema in der internen Kommunikation weiterhin präsent?

Carsten Tilger: Unsere weltweite Henkel Elternzeit war ein echtes Novum im Dax. Wir haben die achtwöchige Elternzeit bei vollem Gehalt in allen 70 Ländern eingeführt, in denen Henkel Mitarbeitende beschäftigt. Sie ergänzt unser umfassendes Angebot an Mitarbeitervorteilen – von Vor sorge- und Versicherungsleistungen über Mobilitätsangebote bis hin zu iPads für alle Mitarbeitenden. Kommuniziert haben wir das Angebot in einer bewährten Kaskade: zuerst intern an unsere 47.000 Mitarbeiten den, dann über Social Media und Medien. Die Elternzeit ist fest in unsere HR-Systeme integriert und intern gut etabliert. Sie ist ein konkretes Beispiel, wenn wir über Themen wie Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Mitarbeitervorteile sprechen. Die Resonanz war entsprechend positiv, so wohl intern als auch extern. Und wir sehen bereits erste Effekte: Weltweit steigt die Zahl der Mitarbeitenden, die Elternzeit nehmen, besonders in den Ländern mit weniger ausgeprägten gesetzlichen Regelungen. Nicht überall haben wir so gute gesetzliche Rahmenbedingungen wie in Deutschland. Wir setzen damit ein starkes Zeichen für Chancengerechtigkeit und erhöhen unsere Attraktivität als Arbeitgeber. Das merken wir auch bereits in den Bewerberzahlen, gerade in Deutschland. Hier haben wir zuletzt ein deutliches Wachstum im zweistelligen Prozentbereich gesehen.

Henkel positioniert sich neben Nachhaltigkeit auch als innovatives Unternehmen. Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Aspekte bei der Kommunikation von Innovationen, die Henkel von anderen  Unternehmen abheben und seine Innovationskraft glaubwürdig und wirkungsvoll vermitteln?

Carsten Tilger: Henkels Innovationskraft zeigt sich in erster Linie in unseren Produkten und Technologien – seit rund 150 Jahren bringen wir Lösungen auf den Markt, die Verbraucher wie Industriekunden überzeugen. Aber Innovation ist mehr als Produkte. Es geht um eine Kultur, in der neue Ideen entstehen, ausprobiert werden dürfen – auch mit dem Risiko, mal zu scheitern. Es geht um Teams, die Trends früh er kennen und in Lösungen übersetzen. Und es geht um die richtigen Investments und strategischen Entscheidungen, denn Innovation entsteht nicht nur im eigenen Haus, sondern auch durch M&A, Start-up-Investments oder Partnerschaften. In der Unternehmenskommunikation greifen wir genau diese Themen auf. Wir verknüpfen die „großen“ Themen wie Innovationskraft, Nachhaltigkeit und digitale Transformation und machen sie greifbar. Mit konkreten Geschichten und echten „Proof Points“. Denn Innovation muss erlebbar sein, damit sie glaubwürdig bleibt.

Sie haben in Ihrer fünfzehnjährigen Tätigkeit bei Henkel mit mehreren CEOs zusammengearbeitet. Was sind Ihrer Meinung nach die Schlüsselelemente für eine erfolgreiche CEO-Positionierung in der heutigen schnelllebigen und digitalen Unternehmenslandschaft? Wie wichtig ist dabei eine Positionierung des CEOs auf Social Media?

Carsten Tilger: In meiner Laufbahn durfte ich bisher sieben verschiedene CEOs mit sechs verschiedenen Nationalitäten begleiten, in drei verschiedenen Unternehmen und Ländern. Dabei habe ich einiges lernen können. Auch wenn sich viel geändert hat, eins ist gleich geblieben: CEO eines großen, globalen Konzerns zu sein, ist ein wirklich harter Job.

Innovation ist mehr als Produkte. Es geht um eine Kultur, in der neue Ideen entstehen, ausprobiert werden dürfen – auch mit dem Risiko, mal zu scheitern.

Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Themen an dieser Stelle auf einen einzelnen Menschen einprasseln. Ich sage auch jedem CEO zu Beginn der Zusammenarbeit: „You will own it all – the good and the bad stuff .“ Das soll heißen, dass in der Kommunikation fast jedes Thema personalisiert und dem CEO zugeschrieben wird. Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass die Rolle des CEOs bei aller Personalisierung durch die Medien nie vor die Bedeutung des Unternehmens und der Unternehmens marke treten sollte. CEOs sollten mit ihrer Kommunikation immer dem Unternehmen und der Marke dienen, für die sie tätig sind, anstatt selbst zu einer „Marke“ zu werden. Eine erfolgreiche CEO-Positionierung hängt heute mehr denn je von Authentizität, Klarheit und Konsistenz ab. Von CEOs wird erwartet, dass sie Haltung zeigen, Orientierung geben und komplexe Themen verständlich vermitteln. Nahbare und direkte Kommunikation ist dabei entscheidend. Das gilt primär nach innen, aber auch extern. Und hier bietet sich Social Media, allen voran LinkedIn, als Plattform an. Darüber erreichen wir ja auch viele Mitarbeitende. Dabei geht es uns nicht darum, einfach präsent zu sein, weil das heute dazugehört. Entscheidend ist, mit relevanten Themen zu überzeugen und auch die eigene Persönlichkeit glaubwürdig sichtbar zu machen. Qualität vor Quantität.

Henkel hat den Purpose „Pioneers of Heart For the Good of Generations“ zum Ende der Covid-Pandemie gelauncht. Wie gelingt es Ihnen, diesen Purpose über 47.000 Mitarbeitende in 120 Nationen hin weg in der internen Kommunikation langfristig lebendig und relevant zu halten?

Carsten Tilger: Unser Purpose ist für uns kein Slogan für Marketingzwecke. Erbe schreibt, was uns bei Henkel verbindet und wofür unser Unternehmen steht. Er ist die Basis für die Positionierung von Henkel als Bei der Entwicklung des neuen Purpose vor einigen Jahren haben wir sehr bewusst alle Bereiche und Funktionen im Unternehmen eingebunden. Der gesamte Vorstand, die Gremien und auch die Henkel-Familie stehen dahinter. Das zahlt sich aus. Um aber wirklich alle Mitarbeitende zu erreichen, müssen wir in konkreten Geschichten vermitteln, warum der Purpose zu Henkel passt, wie er täglich gelebt wird – und was das eigentlich mit mir als einzelnem Mit arbeitenden zu tun hat. Ob wirklich alle 47.000 Kolleginnen und Kollegen unseren Unternehmenszweck kennen und verstehen? Das wäre vermessen zu behaupten. Doch er ist spürbar, lebendig und für sehr viele Henkelaner inspirierend, davon bin ich überzeugt.

Wie sehen Sie persönlich die Zukunft der strategischen Kommunikation? Welche Trends und Technologien werden Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entscheidend sein?

Carsten Tilger: Heute kann jeder zum Sen der werden und sich eine Bühne schaff en. Täglich kursieren Millionen von Nachrichten – inklusive Fake News. Informationen verbreiten sich rasend schnell und oft ungeprüft. Mit KI sind perfekte Fälschungen von Texten, Bildern und Videos längst Realität. Gerade deshalb sind professionelle Kommunikatoren heute wichtiger denn je. Sie schaff en Orientierung in diesem Informationschaos, trennen Fakten von Fiktion, bauen Vertrauen auf und schützen die Reputation von Unternehmen. In Zeiten von Desinformation braucht es Profi s, die Kommunikation strategisch steuern. Glaubwürdigkeit und eine gute, stabile Reputation entstehen nicht von selbst – sie werden aktiv gestaltet. Das soll aber nicht heißen, dass ich Technologie per se kritisch sehe. Im Gegenteil: Ich möchte, dass wir mehr Technologien, insbesondere generative KI, in unsere Arbeit in der Kommunikation integrieren. Das machen wir schon heute, aber die Entwicklung kann niemand vorhersehen. Enormes Potential liegt in der Auswertung von riesigen Datenmengen, nahezu kostenneutral und auf Knopfdruck, sowie in der Content Erstellung. Ich glaube aber nicht, dass die zentrale Beratungskompetenz von Kommunikationsprofis, der persönliche Austausch und das Vertrauen durch KI ersetzt werden können. Doch die Fähigkeit, diese Technologien für uns sinnvoll zu nutzen, wird ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor.

Im Rahmen der Preisverleihung des Sustainable Future Awards haben Sie auf einer Podiumsdiskussion zusammen mit Ihrem CEO Carsten Knobel gesagt, dass die Fähigkeit, „skillfully no“ zu sagen, eine wichtige Kompetenz für Ihr Team ist. Wie gelingt es Ihnen und Ihrem Team in der Praxis, Anfragen oder Vorschläge geschickt abzulehnen, ohne dabei Beziehungen zu gefährden oder die strategischen Kommunikationsziele von Henkel zu beeinträchtigen?

Carsten Tilger: Wir leben alle in einer Zeit von zu vielen Nachrichten und Medien, die  um unsere Aufmerksamkeit kämpfen. Nicht jedes Projekt, jede Neuerung in einem Team oder in einer Organisation eignet sich dafür, in eine Social-Media-Kampagne, ein Video, eine Pressemitteilung oder andere Kommunikationsformate überführt zu wer den. Wir brauchen auch nicht für jedes Projekt oder Team ein eigenes „internes Bran ding“. Einfach weil es dafür keine wirklichen Zielgruppen gibt oder weil sie mit anderen Botschaften und Themen mit größerer Relevanz für das Unternehmen in Konkurrenz treten und bei der Zielgruppe gar nichts mehr ankommt. Daher müssen wir auch hier immer mit den richtigen Fragen arbeiten. Zum Beispiel genau die nach dem strategischen Kommunikationsziel. Was ist die Neuigkeit oder die Geschichte? Was sind die Kommunikationsziele? Wer sind eigentlich die Zielgruppen? Wie messen wir, ob die Kommunikation erfolgreich ist? Erst am Ende kommt die Frage nach dem Format oder dem Kanal. Durch eine strategische Beratung erübrigen sich manch übereilte Forderungen nach einer Presseinformation, einem eigenen Instagram-Account oder einem Artikel in unseren internen Medien. Doch das erfordert Erfahrung, Kompetenz, Fingerspitzengefühl und gutes Stakeholder-Management. Und manchmal muss man als Kommunikationsmanager auch geschickt, freundlich und verbindlich Nein sagen können.

Sie sind bekannt für Ihre kreativen Ansätze und Ihre Vorliebe, Filmzitate in Ihre Kommunikation einzubauen. Könnten Sie uns verraten, welchen Film Sie zuletzt zitiert haben und warum gerade dieser Film in dem spezifischen Kommunikationskontext besonders passend war?

Carsten Tilger: Na ja, ich kann mir Zitate aus Filmen und Büchern gut merken, und habe festgestellt, dass das gerade bei Vorträgen manchmal hilft, eine Verbindung zum Publikum herzustellen oder die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Mein letztes Zitat, das ich in einem Meeting gebraucht habe, war aus „Der Pate“: „It‘s not personal, it‘s business.“ Der Kontext war passend, die Details möchte ich aber lieber für mich behalten…



Die Fragen stellte Gregor Vischer.





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